Gerichtshof von Ontario

Toronto
Gerichtshof von Ontario

Fassadenplanung, Sonderkonstruktion  Leistungen

Renzo Piano Building Workshop  Architekt

Ein Gerichtsgebäude, das transparente Architektur mit hohen Sicherheitsanforderungen vereint

Projekt

Das Gebäude des Ontario Court of Justice vereint verschiedene Gerichte in einem Gebäude im Herzen von Toronto. Es besteht aus zwei Hauptelementen: einem vierstöckigen Podium mit einem 20 Meter hohen, hochtransparenten Atrium und einem darüber aufragenden 13-stöckigen Turm. Von außen sind Turm und Podium durch ein auskragendes Vordach und eine Aussparung in der Fassade voneinander getrennt. Diese Trennung wird in der Gebäudehülle auf einer Gesamtfläche von 15.520 m² durch drei verschiedene Fassadentypen deutlich: Das Podium und das Atrium sind von einer transparenten Pfosten-Riegel-Fassade und einer doppellagigen Seilkonstruktion umgeben. Die Hauptfassade des Hochhauses wird durch eine verglaste Elementfassade mit dreidimensional geformten Stahlblechen gestaltet.

Hydrogeformte Stahlbleche geben der Fassade Tiefe und erzeugen eine Micro-Verschattung auf ihrer Oberfläche

Konstruktion Hochhausfassade
Die Tower-Fassade, als Elementfassade konzipiert, besteht aus transparenten Isolierverglasungen und opaken Shadow Box-Paneelen. Die Aufteilung in vier unterschiedlich große Bereiche erzeugt ein Muster, das dem massiven Gebäudevolumen filigrane Kleinteiligkeit verleiht. Die verglasten Flächen ermöglichen Sichtbeziehungen zur Innenstadt Torontos und schaffen lichtdurchflutete Innenräume. Die opaken Dämmpaneele sind außen mit Verglasung bekleidet, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten. Im Inneren sind die Dämmpaneele mit hydrogeformtem Stahlblech verkleidet, dessen wellenförmige Geometrie der Fassade dynamische Tiefe und Mikro-Verschattungen auf ihrer Oberfläche erzeugt.

Eine besondere Herausforderung war, in der Doppelseilfassade höchste Sicherheitsanforderungen mit maximaler Transparenz zu vereinen

Konstruktion Seilfassade
Die Seilfassade des Atriums ist als zweilagige Konstruktion ausgebildet, die aus vertikalen vorgespannten Seilen auf der Innen- und Außenseite, sowie dazwischen spannenden Stahl-T-Profilen innen und außen besteht. Die hochtransparenten Verglasungen sind an den horizontalen Stahlprofilen linear gelagert und werden auf mittlerer Höhe durch eine lokale Klemme zusätzlich unterstützt. In der konstruktiven Entwicklung lag ein Hauptaugenmerk auf der Ausbildung filigraner Anschlussdetails – von gefrästen Seilklemmen, über eingelassene Anschlussplatten der Stahlprofile bis hin zu den thermisch getrennten Kopplungen der inneren und der äußeren Stützkonstruktion: Durch die intensive Entwicklungsarbeit an der konstruktiven Details konnten höchste Sicherheitsanforderungen mit einem filigranen Erscheinungsbild vereint werden.

Der ikonische Mast spannt mit ca. 85 m Höhe vor der Hochhausfassade

Statische Analyse des Außenmastes
Eine besondere Herausforderung lag in der statischen und konstruktiven Entwicklung des ca. 85 m hohen Mastes, der als ikonisches Objekt frei vor der Glasfassade des Hochhauses spannt. Zum horizontalen Lastabtrag dienen dreieckige Stahlkonsolen, an die diagonale Seile anschließen, die das Gewicht der Struktur abtragen. Ein Augenmerk lag auf der filigranen Detailausbildung, in dem die Struktur durch ein Fahnenblech, das durch die transparente Glasfassade stößt, an die Geschossdecke anschließt. Da der Mast am unteren und unteren Ende bis zu ca. 30 m weit auskragt, lag ein besonderer Fokus in der Entwicklung der sich verjüngenden Querschnitte, bei der die Verformung der Struktur begrenzt wurde, um die Schwingungen an der Spitze zu limitieren.

Projektdaten

Bauherr Infrastructure Ontario

Architekt Renzo Piano Building Workshop

Leistungen Fassadenplanung, Sonderkonstruktion

Fertigstellung 31.10.2023